Übers Wasser gleiten

Rauf aufs Brett!

Früh am Morgen, 5 Uhr, ein warmer Sommertag am Dümmer: Das wunderschöne Farbenspiel des Sonnenaufgangs spiegelt sich auf dem See, es herrscht idyllische Ruhe auf dem Wasser. Kaum ein Windhauch ist zu spüren, der See ist noch ganz leer. Zumindest fast: Mitten auf dem Wasser eine Person auf einem Board. Diana Bertels, ­Kursleiterin der Segelschule Godewind, genießt es, früh morgens rauszufahren und die Schönheit der idyllischen Natur zu betrachten, bevor sie die Türen der Schule öffnet und der Alltagstrubel beginnt. Gerne verbindet sie ihre morgendliche Runde mit einem aktiven Workout oder einem gemütlichen Frühstück – natürlich auf ihrem SUP-Board mitten auf dem Dümmer. 

Wofür die Abkürzung SUP steht? Für die neue Trendsportart Stand-Up-Paddling, auf Deutsch: Stehpaddeln. Der Name verrät auch schon, was dahintersteckt: Mit einem SUP-Board unter den Füßen und einem Stechpaddel in den Händen wird sich auf dem Wasser fortbewegt. Also eine Kombination aus Surfen und Kanufahren. Im Frühjahr 2019 stand Diana selbst zum ersten Mal auf dem Board. Danach hat sie sich direkt zu einem Lehrgang angemeldet, um pünktlich zum Saisonstart im April als lizenzierte Trainerin SUP-Kurse anbieten zu können.

NATUR Idylle und Ruhe genießen.

Ein stabiler Stand in der Mitte des Boards, die Knie leicht gebeugt, den Blick nach vorn, das Paddel mit ausgestreckten Armen im sta­bilen Dreieck halten und schon kann es los­­gehen: Das Blatt ins Wasser eintauchen, dann in Richtung Füße ziehen und dort angelangt das Paddel wieder aus dem Wasser nach vorne zurückholen. Klingt doch erstmal ganz einfach, oder? SUP ist schnell und leicht zu erlernen. Und wahrscheinlich deshalb auch zu so einer beliebten Freizeitaktivität geworden. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, das benötigte Equipment kann ausgeliehen werden.

Vorkenntnisse? Nicht nötig. Und das Equipment kann ausgeliehen werden.

„Ku Hoe He'e Nalu" – das bedeutet SUP auf hawaiianisch und ist den Menschen im Aloha State schon länger ein Begriff. Allerdings nicht als Trendsport, sondern vielmehr als Hilfs­mittel. In den 1950er- und 1960er-­Jahren standen die Surflehrer dort auf ihren Brettern, während sie unterrichteten oder ihre ­Schüler:innen fotografierten. Schon Ende des 18. Jahrhunderts sollen sich polynesische Fischer stehend in ihren Kanus fortbewegt haben.

Seit einigen Jahren ist SUP als Sport und Freizeitvergnügen nicht mehr aufzu­halten und hat auch das Oldenburger Münsterland längst erobert. Ob sportlich auf Zeit oder gemütlich zur Entspannung, im Stehen oder im Sitzen, allein oder mit Freund:innen und Familie – die Flexibilität und Vielseitigkeit des Trendsports begeistern nicht nur Trainerin Diana. Von Anfang an hat sie auch gern ihren Hund oder ihren Sohn auf dem Board mitgenommen. Mittlerweile ist der Nachwuchs sechs Jahre alt und paddelt schon allein.

SICHERER STAND Wer mit dem Paddling beginnt, sollte keine Angst vor Wasser haben.

Warum SUP ein Sport für jede Altersgruppe ist, erklärt der 70-jährige Reinhard Börger: „Da der Gleichgewichtssinn aktiviert wird, eignet sich der Sport auch sehr gut für Senioren. Auf dem Wasser gleiten, zur Ruhe kommen und abschalten – das ist einfach wunderschön." Der pensionierte Vermessungstechniker stand im Sommer 2021 erstmals auf dem Board, da seine Töchter ihm einen SUP-Kurs schenkten. Seitdem leiht er sich gern ein Brett aus und paddelt über den Dümmer.

Doch nicht nur die Balance wird geschult: SUP ist ein hervorragendes Ganzkörpertraining. Schultern, Arme, Bauch, Rücken, Rumpf und Beine – von Kopf bis Fuß stärkt das Paddeln die verschiedenen Muskelgruppen. Sogar bei Rückenproblemen kann SUP helfen: Verspannte Nacken- und Schultermuskeln werden gelockert und die Durchblutung im Rücken gefördert. Auch Holger Nagels Orthopäde hat SUP zur Bekämpfung der Rückenprobleme empfohlen. Nagel hat direkt Gefallen an der Sportart gefunden. Wie es sich anfühlte, das erste Mal auf dem Brett zu stehen? „Total wackelig! Aber bei dem großartigen Wetter im Juli tat es gut, ins Wasser zu fallen", erzählt der 54-Jährige lachend über seine ersten SUP-Versuche. Er schätzt die aktive Abwechslung zum Büroalltag und mag es, auch mal Neues auszuprobieren, zum Beispiel unterschiedliche Arten von Brettern.

GEMEINSAM Der erste Versuch auf dem Wasser.

SUP-Boards gibt es in allen möglichen Größen und Varianten: Ob breit oder schmal, lang oder kurz – für alle Paddler:innen ist das richtige Board dabei. Es werden zwei Varianten unterschieden: Hardboards und aufblasbare Boards. Beide haben ihre Vorteile: Während ein Hardboard etwas stabiler ist, lässt sich das aufblasbare Brett leichter transportieren.

Nicht nur die Balance wird trainiert: SUP ist ein Ganzkörpertraining.Große Gruppenboards machen den Sommerausflug mit Freund:innen oder ­Familie garantiert zu einem Highlight. Ein solches Modell hat Platz für bis zu 15 Personen. Da kann auch mal jemand den Sprung ins Wasser wagen – das bringt die Balance der anderen nicht so schnell aus der Ruhe.

HALTUNG Von Anfang an richtig.

SUP verbindet Spaß, Sport und Sight­seeing. Auf dem Wasser zu stehen und Teil der Natur zu sein: Das schätzt Volker Blomeier besonders, wenn er an einem sonnigen Wochenende im Sommer zum Dümmer fährt und sich ein Brett ausleiht. „Ich freue mich schon auf den Saisonstart. Auch auf anderen Gewässern würde ich jetzt gern mal eine Tour machen", berichtet der 59-jährige Polizist begeistert. 

Neue Landschaften erkunden und andere Orte kennenlernen – auch das bietet SUP. Deutschlandweit gibt es mittlerweile unzählige Orte, an denen das Stehpaddeln erlaubt ist. Und auch das Oldenburger Münsterland lädt zum Erkunden auf dem Wasser ein: viele Flüsse, Seen oder Kanäle versprechen jede Menge Abwechslung. Was vor jedem Ausflug mit dem Board besonders wichtig ist: Immer vorab über das Gewässer informieren! Wie steht der Wind? Wo sind Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten? Welche Zonen dürfen nicht befahren werden? Wie stark ist die Strömung?

SUP verbindet Spaß, Sport und Sightseeing.

FAMILIE Zusammen auf Tour.

Auch wenn SUP keine Vorkenntnisse verlangt, lohnt es sich, zu Beginn einen Kurs zu belegen. Von den Grundschlägen über die richtige Haltung bis hin zu allen notwendigen Informationen: Nach einem dreistündigen Basisseminar bei SUP-Lehrerin Diana sind alle Anfänger:innen perfekt ausgerüstet, um auch allein sicher unterwegs zu sein. Kick Turn, Crossbow Turn, das stabile Dreieck – auch diese Begriffe sind den Teilnehmenden dann keine Fremdwörter mehr. 

Und noch ein Hinweis für die, die es auf sportliche Vergleiche anlegen: Es finden sogar regelmäßig Wettkämpfe statt. Bei den „Racings" können sich die Teilnehmenden in Disziplinen wie Sprinten oder Langstreckenrennen miteinander messen. Selbst eine Weltmeisterschaft gibt es, bei der die besten SUP-Athlet:innen gegeneinander antreten. Und wer gerne noch andere Aktivitäten mit dem Trendsport kombinieren möchte, kann sich freuen: Ein Workout zum Aus­­powern, Yoga zum Entspannen oder SUP-Polo als Teamsport – der vielseitige Einsatz der Boards kennt keine Grenzen!

ENTSPANNUNG Fröhlich Richtung Abendsonne.

Wenn Diana und ihr Mann Ralf die Türen der Segelschule schließen, freuen sie sich auf die gemeinsame Zeit mit der Familie – nicht selten geht es dann nochmal raus aufs Wasser. Während sie über den See paddeln und den Sonnenuntergang genießen, freut sich Diana schon wieder auf den nächsten Tag, an dem sie ihre Begeisterung für SUP mit anderen teilen kann. Oder morgens um fünf allein über den Dümmer gleiten darf.

Stand-Up-Paddling

Stand-Up-Paddling im Oldenburger Münsterland

Barßel & Saterland

Soeste in Harkebrügge
Soeste in Lohe
Sagter Ems
Hollener See
Elisabethfehnkanal
Barßeler Hafen

Dammer Berge

Heidesee Holdorf
Dümmer See

Nordkreis Vechta

Hartensbergsee in Goldenstedt