Radfahren

Über Berg und Tal

27.07.2020
Autor*in: Bernd Tramitz

Zu jeder Jahreszeit möglich: eine Fahrradtour durch die Dammer Berge. Das lang ersehnte Mountainbike steht endlich vor der Tür und der Sohn ist stolz. Aber wozu braucht er im Flachland eigentlich 27 Gänge? Mit dem Argument hatten wir lange für ein „praktisches" Fahrrad geworben – natürlich vergeblich. Jetzt ist das Berggefährt da, nur das passende Gelände fehlt. Ein Blick auf die Karte zeigt uns Nordlichtern, wo wir die ersten Wellen in der Landschaft finden: in den Dammer Bergen.

Begegnungen Unterwegs auf der Tour trifft man immer wieder nette Leute.

Um das neue Rad im passenden Revier zu testen, entscheiden wir uns nach kurzem Überlegen für die Tour „Rund um die Dammer Berge". Wir starten am Bahnhof Holdorf und fahren entlang der Schienen in Richtung Osten. Kein Berg in Sicht. „Gibt ja nicht mal Hügel hier", mault der Nachwuchs. Immerhin wird das schmale Asphaltband zwischen den Äckern zwischendurch zum Feldweg. Hier punktet der Junior mit den breiten Reifen – auf der übrigen Tour werden wir dagegen fast durchweg über glatten Belag rollen.

BAUMSPALIER Im Dammer Stadtteil Ihlendorf lässt sich diese prachtvolle Allee bewundern.

Hinter dem nächsten Ort sind sie dann plötzlich da: die Berge – oder zumindest was ein mit alpinen Verhältnissen nicht ganz so vertrauter Tieflandbewohner dafür hält. Am Ortsausgang von Steinfeld flitzen wir in die erste Senke und nehmen den Schwung auf dem Anstieg mit. Der junge Mountainbiker wird locker abgehängt – richtiges Schalten will eben gelernt sein. Fürs Üben gibt es beim Auf und Ab auf den nächsten Kilometern viel Gelegenheit.

Wir verschnaufen an einem Hünengrab in lichtem Mischwald und fragen uns bei der Gelegenheit, was die Leute vor ­fünftausend Jahren bewogen haben mag, die Findlinge durch die Gegend zu schleppen. Schon in Steinfeld hatten wir uns gewundert: Was trieb die Einwohner vor knapp einem Jahrhundert wohl dazu, einen Riesenfindling über eigens verlegte Gleise bis hinein in den Ort zu wuchten? Diesen 43-Tonnen-Trumm hätte nicht mal Obelix gewuppt, schätzt der Sohn mit Kennerblick.

Ein Feldweg zum Einstieg, danach rollen wir nur noch über glatten Belag.

Die nächste Pause haben wir uns am höchsten Punkt der Tour verdient. Am Mord­kuhlenberg sind rund 140 Meter erreicht – eine luftige Höhe für uns Norddeutsche. Noch etwas höher hinauf geht es auf dem Aussichtsturm, der den Blick über das Blätterdach frei gibt. Im Osten glitzert der Dümmer, im Süden ent­­decken wir die wuchtige Kirche von Damme, unser nächstes Ziel. Weil es auf den vier Kilometern bis dahin bergab geht, stehen wir im Nu vor dem imposanten Bau, gern auch als „Dammer Dom" bezeichnet. Der wirkt fast etwas überdimensioniert für das Städtchen. Vor der hoch aufragenden Sandsteinfassade fühlt man sich auf den Vorplatz einer Kathedrale in einer Metropole versetzt.

HEIMATGEFÜHL Sehenswürdigkeiten wie die alte Scheune in Oldorf lohnen einen Abstecher.

Südlich von Damme stoßen wir dann auf die Römerschanzen. Klar, dass unser Mountainbiker den von Eichen bestandenen Ringwall begeistert als Testparcour nutzt. Warum die römischen Soldaten hier gebuddelt haben, verrät das Schild an der nächsten Kreuzung. Bis zum Ort der Varusschlacht sind es 15 Rad­­kilometer. Wir überlegen kurz, entscheiden uns aber gegen einen Abstecher. Der Junior fährt demnächst mit der Klasse hin.

Spontan die Route zu ändern, wäre indes ein Leichtes. Dank des sogenannten Knotenpunktsystems findet sich ein Radler gut ohne Karte oder Bordcomputer zurecht. Anhand der nummerierten Knoten hangelt man sich von Punkt zu Punkt durch die Landschaft. Das funktioniert bestens, weil wirklich jeder Abzweig ausgeschildert ist. Und es erlaubt, spontan umzuplanen. Kurz in den Dümmer hüpfen? Kann man einfach machen, ohne am Navi zu fummeln.

DEN RÄUBERN AUF DER SPUR Die von unserem Reporter vorgestellte Tour durch die Dammer Berge ist nur eine von vielen, die im Detail auf der Website www.dammer-berge.de beschrieben werden. Alle Radtouren sowie den Knotenpunkt-Planer finden Sie unter www.om-tourismus.de/radfahren. Von Fernradwegen über Rundtouren oder auch Sternfahrten warten über 60 verschiedene Touren auf Sie.

Trotz hügeliger Passagen wird die knapp 60 Kilometer lange Tour nie sonderlich anstrengend. Was auch daran liegt, dass es direkt am Wegesrand allerlei zu bestaunen gibt. So sieht man sich etwa am Flugplatz hinter Damme unvermittelt einem aus­­gemusterten Transall-Transportflieger gegenüber. Auch in den Kirchen der Ortschaften gibt es etwas zu entdecken, ebenso in Museen wie dem Ackerbürgerhaus Vörden oder dem Stadtmuseum Damme. Dort werden unter anderem Exponate des einstigen Erzbergbaus gezeigt. Über Werbetafeln am Wegesrand bekommt man zudem einen Einblick in das Gewerbe der Region: Noch Tage später freut sich der Sohn etwa über Fliesen mit Persönlichkeit, Steine fürs Leben oder Moonpower-Kartoffeln.

AUSBLICK Die kleine Rast mit Aussicht bis zum Horizont haben sich die Radler verdient.

Zum Anhalten verführt aber vor allem die abwechslungsreiche Landschaft. Beispielsweise, um auf den Kilometern vor Vörden den weiten Blick bis hinüber zum Teutoburger Wald zu genießen. Oder um am lieblichen Dorf Astrup mit seinen Fachwerkhöfen die Füße im Bach zu kühlen. Die letzte und wohlverdiente Abkühlung genießen wir dann im Heidesee Holdorf. So kommen wir abends trotz Bergtour frisch und putzmunter wieder am Ausgangspunkt an.

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