Arbeitsmarkt

Social Media im Handwerk

Autor*in: DR. MICHAEL HOFFSCHROER UND ANN-KATHRIN RAKER

Der schnelle Wandel in unserer Gesellschaft verändert zunehmend die Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen. Um die Kundenwünsche zu erfüllen und die Erwartungen zu übertreffen, hat die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg ihre Mitgliederkommunikation für das Handwerk sowohl regional als auch überregional umstrukturiert.

Dr. Michael Hoffschroer (l.) und Ann-Kathrin Raker (r.) haben die Mitgliederkommunikation der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg umstrukturiert.   

„Das Handwerk – die Wirtschaftsmacht. Von nebenan" ist der Slogan, der die Bedeutung der Branche deutschlandweit widerspiegelt. Der Landkreis Cloppenburg zählt dabei mit zu den zehn stärksten Handwerksregionen bundesweit. Handwerkerinnen und Handwerker vereinen dabei jahrelange Traditionen und praktische Innovationskraft. Die Herausforderung der Veränderung liegt im Handwerk nicht in der Anwendung neuester Techniken, sondern in der rasanten Geschwindigkeit, mit der die Innovationen auf dem Markt erscheinen und weiterentwickelt werden.

Auch für die Handwerksorganisation ist diese Veränderungsgeschwindigkeit eine große Herausforderung: Zum einen muss sie entsprechend schnell Informationen an Kunden und Mitglieder weitergeben, zum anderen die internen Prozesse genauso rasant anpassen.

Der Wandel der Kundenbeziehungen

Die Kreishandwerkerschaften sind als lokale Organisationen gemeinsam mit den Innungen am dichtesten von allen Teilorganisationen des Handwerks an den Betrieben dran. Als freiwillige Organisation sind Kreishandwerkerschaften darüber hinaus gezwungen, sich dicht an den Wünschen der Handwerksbetriebe zu orientieren, um wirtschaftlich erfolgreich sein zu können. Die Kreishandwerkerschaften müssen gleichzeitig als Träger öffentlicher Belange, hoheitliche und handwerksrechtliche Pflichten übernehmen, zum Beispiel im Prüfungswesen oder bei der Ausbildungsberatung.

Als Zusammenschluss der Innungen und Vertretung des Gesamthandwerk setzen sich Kreishandwerkerschaften sowohl für fachliche als auch überfachliche und für mitglieder- als auch nicht-mitglieder-geprägte Interessen ein. Als Bindeglied zwischen Innungen und Handwerkskammern sind Kreishandwerkerschaften beiden Strängen der Handwerksorganisation verpflichtet.

Um den angeschlossenen Handwerksbetrieben bei den alltäglichen Problemen und Herausforderungen Unterstützung bieten zu können, hat die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg ein umfassendes Dienstleistungsangebot aufgestellt, welches durch die Mitarbeiter des Haupt- und Ehrenamtes umgesetzt wird. Als kompetenter Partner stehen die Spezialisten den Betrieben unter anderem bei der beruflichen Bildung, bei arbeitsrechtlichen Themen, Datenschutz und Existenzgründungen sowie Inkasso- und Steuerthemen zur Seite. Ergänzt wird dieses Angebot um eine umfassende Konflikt- und Personalberatung sowie die Lösungsfindung bei betriebswirtschaftlichen Problemen. Besonders durch die Coronapandemie konnte dieses Dienstleistungsangebot weitreichend ergänzt und verbessert werden.

Die Pandemie hat allen Unternehmern gezeigt, wie wichtig es ist, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. In diesem Zusammenhang sind auch die Erwartungen der Kunden an die die Handwerksorganisation gewachsen. Zu Recht erwarten die Mitgliedsbetriebe, dass nicht nur die Kreishandwerkerschaften, sondern auch die Innungen, Handwerkskammern, Landes- und Bundesinnungsverbände sowie die weiteren Handwerksorganisationen

  • kunden-/mitgliedernah agieren,
  • fach-, rechts- und bildungskompetent sind,
  • politisches Gewicht in die Debatte einbringen,
  • Doppelstrukturen vermeiden und
  • eine ausreichend hohe Anpassungsgeschwindigkeit an die sich verändernde Rahmenbedingungen gewährleisten.

Die Mitglieder und Kunden wollen heute rund um die Uhr eine qualitative Erstberatung oder Informationsbeschaffung erhalten.

Dr. Michael Hoffschroer präsentiert den Chatbot „Crafty“ für die Mitgliederkommunikation.   

Effektive crossmediale Kommunikation

Als Sprachrohr des regionalen Handwerks und der angeschlossenen Innung agiert die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg deshalb inzwischen auf verschiedensten Kommunikationswegen. Hierbei setz das Team auf eine crossmediale Verbreitung der Informationen. Dieses Vorgehen erwies sich besonders während der Pandemie in Bezug auf die Corona-Kommunikation als effektiv. „Alle Änderungen, die für die Unternehmen im Geschäftsalltag von Bedeutung waren, wurden komprimiert zusammengefasst und über verschiedene Kommunikationskanäle verbreitet. Mit unserer crossmedialen Arbeitsmethode können wir unsere Mitgliedsunternehmen auf verschiedenen Kanälen erreichen und informieren. Dies ist besonders wichtig, da die Arbeitsorte im Handwerk stetig wechseln und die Informationen von unterwegs abrufbar sein müssen", erklärt die Öffentlichkeitsbeauftragte Ann-Kathrin Raker. Die Kommunikationsstrategie der Kreishandwerkerschaft setzt hierbei insbesondere auf einen Mix aus Anschreiben, Pressearbeit, E-Mail, Website sowie der Nutzung von sozialen Medien und Newslettering.

Durchgängige Erreichbarkeit mit „Crafty"

Ein besonderer Clou ist der Einsatz einen Chatbots auf der Website der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg. Dieser interaktive, digitale Helfer wurde während der Pandemie entwickelt und ist seitdem ein fester Bestandteil der Mitgliederkommunikation. Auf der Homepage www.handwerk-cloppenburg.de wird der Chatbot von mehreren Hundert Besuchern im Monat wahrgenommen und berät diese rund um die Uhr über das Thema Innungsmitgliedschaft.

Hauptgeschäftsführer Dr. Michael Hoffschroer erklärt den Wandel: „Aufbauend auf unserem Know-how bei der Entwicklung und Umsetzung eines serviceorientierten Chatbots für die Information von Handwerksunternehmen zu Beginn der Coronapandemie, bieten wir ein innovatives Werkzeug zur Unterstützung des Prozesses der Mitgliedergewinnung in der freiwilligen Handwerksorganisation an. Der Chatbot, den wir Crafty genannt haben, sorgt dabei vor allem für Aufmerksamkeit."

Mit der AIDA(-Formel) zum Ziel

Denn anders als in der Vergangenheit strukturiert die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg ihre Kommunikation nicht mehr nur nach dem Kanalmix, sondern nimmt auch den so genannten Reifegrad der Zielgruppe in den Blick. Kunden und Mitglieder werden je nach Informationsstand und Bedürfnissen nach dem AIDA-Prinzip angesprochen.

Das AIDA-Prinzip steht dabei für vier unterschiedliche Phasen:

A = Attention/Aufmerksamkeit: In der ersten Phase gilt es, die Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erlangen. Hierbei ist von großer Bedeutung, sich von der Masse abzuheben.

I = Interest/Interesse: In dieser Phase gilt es, die Aufmerksamkeit in nachhaltiges Interesse umzuwandeln, damit das Angebot oder das Unternehmen dem Kunden nachhaltig im Gedächtnis verankert wird.

D = Desire/Begierde: Hierbei gilt es, den Kunden so zu überzeugen, dass er das beworbene Produkt oder die Dienstleistung erhalten möchte. Diese Begierde kann sowohl auf emotionaler als auch auf kognitiver Ebene durch gezielte Ansprachen geweckt werden.

A = Action/Handlung: Im abschließenden Schritt geht es um die Handlungsaktion des Kunden. Dieser sollte nach erfolgreichem Durchlaufen des AIDA-Prozess einen Erwerb des Produktes oder der Dienstleistung vornehmen.

Planung und Prüfung von neuen Printmedien zur Mitgliederkommunikation.   

Jeder Mitarbeiter ist Repräsentant

Eine weitere Neuaufstellung der Kommunikation der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg zeigt sich in der Einbindung sämtlicher Mitarbeitenden in den Prozess der Außendarstellung. Jeder Mitarbeiter ist ein Repräsentant des Unternehmens, sodass die Arbeit oftmals auch im privaten Alltag einen Anschlusspunkt findet. Durch Gespräche mit Freunden, Bekannten oder beispielsweise Vereinsmitgliedern wird auch ein Bild des Unternehmens – und in diesem Fall des Handwerk – nach außen repräsentiert. Hierbei ist es wichtig, dass sich alle Mitarbeitenden auf demselben Kenntnisstand befinden, auch wenn diese beispielsweise kürzer im Unternehmen verankert sind als langjährige Mitarbeiter.

Durch vielfältige interne Kommunikation aller Mitarbeiter aus den verschiedenen Tätigkeitsbereichen ist es der Kreishandwerkerschaft möglich, das Team entsprechend einzusetzen. Dies gilt sowohl für die Service- und Dienstleistungsangebote im Haus sowie auch für die Mitgliedschaft in den Innungen und dem handwerklichen Ehrenamt.

Ann-Kathrin Raker prüft die neuesten Beiträge und Kennzahlen der Kanäle auf den sozialen Medien   

Sichtbarkeit auf den sozialen Medien

Mit der Einbindung von neuem Personal im Bereich Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit investiert die Kreishandwerkerschaft immer mehr Zeit und Budget in die öffentliche Wahrnehmung. So gehört das Koordinieren von eigenen Kampagnen und Ideen sowie die Betreuung der Pressearbeit und die Umsetzung verschiedener öffentlich wirksamer Projekte zum Arbeitsalltag von Ann-Kathrin Raker. Raker erkannte während ihrer Weiterbildung zur Betriebswirtin Marketing schnell, welche Potenziale besonders für Handwerksunternehmen und die Gesamtbranche in den sozialen Medien stecken. Durch den gezielten Einsatz der Imagekampagne des deutschen Handwerks und die aktive Nutzung der sozialen Medien gelingt es der Kreishandwerkerschaft mehr Sichtbarkeit für das eigenen Unternehmen als auch für das Handwerk im Gesamten zu erreichen. Ziel hierbei ist nicht nur die Wahrnehmung der Branche in der Bevölkerung, sondern vor allem die Nachwuchskräftegewinnung.

Durch eigene Erfahrungen legt Raker selbst sehr viel Wert auf die sozialen Medien in Bezug auf die Jobsuche und Informationsbeschaffung. Genau hier setzt die Kreishandwerkerschaft durch gezielte Kampagnen rund um das Thema Ausbildungssuche und -berufe an, um Jugendliche zu informieren und in die Wirtschaftsmacht von nebenan zu locken.

Ihre Erfahrungen und ihr Wissen geben Raker und Hoffschroer in einem Schulungsprogramm an alle interessierten Betriebe weiter. Inhalte dieser Schulungsreihe sind die verschiedenen Stufen der sozialen Medien vom Einsteiger bis zum Profi. Durch den Mix aus Theorie und Praxis wird die Wichtigkeit und der heutige Stellenwert der sozialen Medien vermittelt. Ziel der Schulungsreihe ist es, dass die teilnehmenden Unternehmen keine Scheu mehr vor dem Einsatz der Plattformen haben und verstehen, wie diese aktiv für die Imagewerbung als auch für die Azubisuche genutzt werden können.

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